Aggression beim Clickertraining

Eine Problematik, die mir in letzter Zeit häufiger aufgefallen ist, und die auch bei meiner Latina auftrat, als Sie mit einer Praktikantin arbeitete: Aggressives Einfordern von Clicks und Belohnungen. Wenn nicht regelmäßig alle paar Sekunden ein Click mit anschließender Futterbelohnung erfolgt, egal wofür, wird das Pferd aggressiv, was von zurückgelegten Ohren über Schnappen und Beißen bis zum Ansteigen bei Nichtbeachtung geht.

Bei Beobachtung des Trainings fiel auf, daß die Pferde häufig für alle möglichen erwünschten Verhalten, die sie ohne Signal anboten, bestärkt wurden, und dies besonders beim Führtraining. Einmal für ruhiges nebenhergehen, alle paar Schritte. Dann für Anhalten, dann für ruhiges Stehen. Dazwischen für Kopf senken und vielleicht für eine bestimmte Position neben dem Menschen. Eben für alle Verhalten, die mit unerwünschtem (z. B. Eilen) bzw. gefährlichem Verhalten (eben Beißen und Steigen) unvereinbar sind - was auf den ersten Blick ja Sinn macht. In der Praxis lernen die Tiere allerdings stattdessen häufig, daß sie mit Beiß- oder Steigedrohungen Clicks auslösen können. Was sind die Ursachen?

Vermutlich ganz einfach: Es ist für die Tiere nicht mehr durchschaubar, mit welchem Vehalten sie einen Click auslösen können. Häufig wird der zeitliche Abstand zwischen den Clicks das bestimmende Kriterium, speziell da Menschen tatsächlich häufig in einen zeitlichen Rhythmus fallen, wenn ihnen ihr Kriterium unklar ist. Also wird der >unpünktliche< bzw. fehlende Click energisch eingefordert.

Außerdem wird von jungen Trainern leicht übersehen, daß Beißen, Steigen und Treten zwar für sie eindeutig unter unerwünschtes Verhalten fällt, für Pferde allerdings Normalverhalten in bestimmten Situationen darstellt, das oft erfolgreich ist (einmal davon abgesehen, daß z. B. Steigen für erfahrene Trainer durchaus erwünschtes Verhalten sein kann, zumindest wenn es weitestgehend unter Signalkontrolle ist.)

In einigen Fällen wurden auch sehr unklare, häufig körpersprachliche Signale gegeben, die oft für eine komplexe Übung standen. Diese konnte das Pferd oft noch nicht komplett anbieten bzw. wurde die Übung im Training nicht ausreichend (oder gar nicht) zerlegt, sodaß gut clickbare Kriterien weder für Pferd noch für Mensch klar erkennbar waren. Auch in diesem Fall verfällt der Trainer leicht in einen zeitlichen Rhythmus – oder er wartet auf das perfekte Ergebnis, oder eben ein bestimmtes Kriterium. Nur leider bei jedem Click auf ein anderes. Beidseitiger Frust ist dann schon fast vorprogrammiert.

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