Was der Kluge Hans mit Clickertraining zu tun hat und warum Clickertraining keine Methode ist, mit der man alles trainieren soll, was man trainieren kann

Wahrscheinlich habt ihr schon vom klugen Hans gehört, vom Pferd, das super rechnen konnte – oder doch nicht? Es stellte sich heraus, dass der Orlow-Traber lediglich auf die unbewussten Signale seines Besitzers und der Zuseher reagierte, die sich entspannten, wenn er bei der richtigen Lösung angekommen war. Wenn keiner der Anwesenden die Lösung wusste, wusste sie auch Hans nicht. 

Was hat das mit Clickertraining zu tun? Im Clickertraining verwenden wir bewusst ein Markersignal - den Clicker, eine Pfeife, ein Wort, eine Berührung…, wenn das gewünschte Verhalten oder der passende nächste Teilschritt angeboten wird. Zumindest theoretisch. Praktisch kommt es häufig vor, dass die Tiere nicht auf den Click, sondern den Griff zur Futtertasche, unsere Entspannung… reagieren. Filmt ihr euch regelmäßig? Fallen euch beim Ansehen der Videos unbewusste Signale auf?

Ist es nicht toll, dass ein Pferd mit dem Clicker so ziemlich alles lernen kann (ok, fliegen vielleicht nicht)? Theoretisch ja. Praktisch? It depends, wie Ken Ramirez vermutlich sagen würde. Ich kann bestärken, was zumindest im Ansatz angeboten wird. Gesunde und ungesunde Übungen. Wenn ich sie langsam genug aufbaue, klappen auch so Sachen wie Nase deutlich hinter der Senkrechten (freiwillige Rollkur), superhoch gehobene Vorderbeine mit nachgezogenen Hinterbeinen, schlurfen mit der Nase fast am Boden, wie es bei Pleasure Horses zeitweise gewünscht war…, ohne Widerwillen des Vierbeiners. Zumindest für eine gewisse Zeit… 

Daher sollte ich mir vorher Gedanken darüber machen, was ich bestärke bzw. forme – und das stellt die Verbindung zwischen traditioneller Arbeit mit Pferden und Clickertraining her. Ich kann an Körperspannung, Biegung, Stellung… super mit Formen/Shaping, Körpertargets und Einfangen/Capturing arbeiten, wenn ich weiß, wie es am Ende aussehen soll.

Thema Longieren: Habt ihr schon einmal den Longenkurs von Babette Teschen, die Schiefentherapie von Schöneich und Equikinetik von Geitner verglichen? Und Gemeinsamkeiten entdeckt? Ich schon. Bei allen dreien soll das Pferd in Stellung im Kreis laufen, ohne (mit der Schulter) nach innen zu kippen. Die Pferde laufen ohne Hilfszügel (wobei ich massiv bezweifle, dass ein Hilfszügel jemals einem PFERD geholfen hat). Alle drei arbeiten mit anderen Gesundheitsexperten für Pferde zusammen. Ziele sind Geraderichtung und Muskelaufbau, damit die Pferde noch lange bzw. wieder gesund mit und ohne Reiter laufen können – und das scheint bei allen dreien meistens zu klappen. Die drei gehen unterschiedlich an die Sache ran, und ein Clickertrainer kann jeden der drei Wege für sich und seine Trainingsphilosophie anpassen.

So, jetzt seid ihr hoffentlich motiviert, Pläne zu schmieden, auszuprobieren, Erfahrung zu sammeln, immer öfter „das geht nicht über Positive Verstärkung“ durch „und so trainiere ich das über R+ und mit Clicker“ zu ersetzen.

PS bitte immer kritisch und mit gesundem Menschenverstand überprüfen, was sich hinter >gesunderhaltender Bodenarbeit< oder >biomechanisch korrektem Reiten< tatsächlich verbirgt.

PPS vor dem Training – egal ob traditionell oder mit dem Clicker - kommen immer die Haltungsbedingungen und der Gesundheitscheck.