Clickertrainer arbeiten niemals nicht mit negativer Bestärkung. Niemals. Das tun nur die bösen Natural Horsemanshiper.

Zugegeben, ich kann mich auch nur an sehr wenig aus der Seilschwingerszene erinnern, das mir gefallen hat.

Speziell bei Spaßsachen mit jugendlichen Pferden, die noch keine schlechte Erfahrung in ihrem Leben gemacht haben, klappt Click und Futter (zumindest anfangs) üblicherweise hervorragend.

Spätestens wenn die blöde blaue Abdeckfolie über den Heuballen im Wind gefährlich flattert oder gar eine Zeitung mit weit geöffneten Blättern das Pferd angreift ist es oft vorbei mit dem Interesse an Futter, und als Trainer hat man die Auswahl zwischen Locken (bestechen?) mit Futter, das ….Tier doch einfach mit Seil, Gerte, Gebrüll zu überzeugen, daß es da jetzt bitte durch muß oder heulend nach Hause zu laufen.

Oder - einen neuen Plan machen. Zum Beispiel einen, der das Pferd nicht - zumindest nicht nur - mit Futter überzeugen will, sondern schon bei kleinsten Erfolgen mit der Erleichterung arbeitet, die gefährliche Situation überlebt zu haben und wieder zurück im sicheren Bereich zu sein. Also negative Bestärkung.

Worum geht es? Das Pferd soll lernen, daß es durch sein Verhalten doofe Sachen wegmachen kann - oder selbst problemlos mehr Abstand nehmen darf. Der Knackpunkt liegt dabei darin, daß ein Trainer, der weitestgehend mit positiver Bestärkung arbeiten will, extrem darauf achtet, so streßfrei wie möglich zu arbeiten.

Das sieht dann z. B. so aus, daß Mensch mit Pferd Richtung Gruselplane geht. Pferd stoppt in entsprechendem Abstand. Nach einigen Sekunden streckt es die Nase etwas Richtung Flatterdings. Oder es entspannt sich. Super! Wir gehen gemeinsam weg, entspannen uns ein bißchen und starten dann den nächsten Versuch. Nachdem nichts passiert, stoppt das Pferd immer näher am Schreckobjekt. Klar kann es dazwischen auch dazu kommen, daß der Sicherheitsabstand mal wieder größer wird, weil es z. B. geraschelt hat, aber irgendwann ist das Ding einfach egal oder kann durch Kombination mit Futter sogar zum neuen Zielobjekt werden.

Unterschiede zu diversen Techniken, die ich nicht mag: Es geht darum, mein Pferd an Sachen zu gewöhnen, die unangenehm oder gruselig sind, aber eben in unserer Welt vorkommen und kaum zu vermeiden sind. Round Pens und eine Peitsche, die mein heißgeliebtes Pferd am Zaun entlang scheucht, bis es gecheckt hat, daß es nur bei mir Ruhe hat, gehören da nicht dazu. Sachen an einem gestreßten bis panischen Pferd zu befestigen, bis es sich beruhigt bzw. aufgibt, auch nicht.

Ich will, daß meine Pferde gerne trainieren. Die Welt soll für sie so weit als möglich pferdefreundlich und sicher sein. Die meisten Sachen lassen sich mit positiver Bestärkung trainieren. Auch etliche Gruselsituationen. Manchmal sind die Rahmenbedingungen allerdings so, daß es ihnen aus Angst/Unbehagen den Appetit verschlägt.

Fazit: Wenn es (gefühlt) ums Überleben geht, schlägt die negative Bestärkung die positive Bestärkung. Sorgen wir dafür, daß sich unsere Pferde normalerweise im sicheren Raum ausprobieren und entwickeln können.

PS: Ein sicheres Umfeld ist auch für den Trainer von Vorteil

PPS: Definition Negative Bestärkung: Ein Verhalten tritt häufiger auf (Bestärkung), weil etwas Unangenehmes jetzt weg ist (negativ, substraktiv)

Zum Weiterlesen: CAT bei Pferden. Laurel und Jedda habe ich vor einigen Jahren persönlich kennengelernt.

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