Meine Pferde wollen nicht gefallen – zumindest nicht immer

 

Die Pferde(menschen)welt scheint sich in zwei Gruppen aufzuteilen:

1. die Anhänger der Dominanztherapie, die stetig darauf bedacht sind, nur ja keine Schwächen zu zeigen, damit ihr Pferd ihnen die mühsam erkämpfte Herdenboßrolle nicht wegnehmen kann und

2. die Pferde-wollen-immer-gefallen-Fraktion.

Meine Pferde passen in keines der beiden Bilder. Lelchen hätte zwar sicher gerne die Kontrolle über den Eingang zum Heulagerraum (und zusätzlich zu den Tonnen mit Belohnungsfutter). Davon abgesehen macht sie absolut nicht den Eindruck, sich als Alphapferd (was immer man darunter versteht) etablieren zu wollen. Und Kala arbeitet daran, mich freudig erwartungsvoll anzugucken und gleichzeitig die hinter ihr stehende Lele anzugifteln, wenn sie es einmal geschafft hat, als erste vor der Tür zu stehen.

Wenn ich die Lieblingskraulstellen speziell meiner Latina mit kalten Fingern bearbeite, gibt es auch mal einen bösen Blick in meine Richtung. Kalte Finger mag sie gar nicht.

Auch beim Training arbeiten beide begeistert mit, solange es spannend ist, lassen mich aber rücksichtslos stehen, wenn es langweilig (die Lieblingsübung der letzten drei Tage, die mittlerweile ausgelutscht ist) oder zu anstrengend wird. Oder wenn sich draußen etwas besonders Spannendes tut, das kurz beobachtet werden muß. Mit einem entsprechend unterhaltsamen Trainingsprogramm wird allerdings sogar das Grasen oder das Leeren des Heunetzes unterbrochen.

Nichts desto trotz werden erfolgversprechende Verhalten teilweise auch ohne Signal begeistert gezeigt. Speziell Mimikangeboten kann ich nur schwer wiederstehen. Andere Verhaltensweisen kann ich ohne schlechtes Gewissen ignorieren, und sie werden kaum mehr angeboten (z. B. das intensiv, aber nur auf Signal bestärkte Steigen).

Auch im normalen Leben geben meine Vierbeiner ihren Wünschen Ausdruck („Ich will Futter“, „ich will lieber in diese Richtung“, „ich will schneller laufen“), einfach und unmißverständlich. Es ist allerdings meine Sache (und situationsabhängig), wie ich darauf reagiere und ob ich darauf eingehe. Flottes Tempo beim Ausritt auf nassem Lehmboden und bergab finde ich z. B. nicht prickelnd, was ich auch sehr deutlich mache.

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