Was ist los in der Pferdeszene?

Frühjahr 2023. Ich bin frustriert. Es wird viel von Toleranz geredet. Wir können alle voneinander lernen. Nein, ich will nicht von allen lernen. Bei den Pferdeprofis sorgt Uwe Weinzierl für massive Negativschlagzeilen wegen brutaler und riskanter Vorgangsweise. Kai Wienrich wird aus der Equitana geschmissen wegen Hobbelvorführungen, und von Pat Parelli himself kursieren gerade neue Videos mit bekannt grober und eines Pferdetrainers nicht würdiger Vorgangsweise. Vom normalen Reitsport und dessen Auswüchsen will ich gar nicht reden. 

Um aus dieser Spirale von Frust und Wut rauszukommen, habe ich meine ungelesenen eBooks durchstöbert. Zoo Animal Learning and Training schien mir passend. Ich habe mit dem letzten Kapitel begonnen: „Zum Schluss, aber faktisch am wichtigsten: Gesundheit und Sicherheit“ 

Da geht es darum, daß man die Umwelt wahrnehmen und verstehen soll. Und daß man die aktuelle Situation begreifen soll. Verstehen, wie erfolgreich das Training für das Tier ist. Die Körperhaltung erkennen. Wissen, wie dieses Tier bisher in ähnlichen Situationen reagiert hat.

„Dieses Wissen gibt dem Zoofachmann ein mentales Bild davon, was er tun sollte, um das Tier in einen besseren psychologischen Zustand zu bringen, um Aggressionen zu vermeiden und seine Trainingsziele zu erreichen[…] 

Der Zoofachmann mit einem guten Situationsbewusstsein kann alle relevanten Informationen aus dem Tier, der Umgebung und den Erfahrungen der Vergangenheit zusammenfassen, um Vorhersagen darüber zu treffen was als nächstes passieren wird, und entsprechend zu handeln.“ 

Genau das erwarte ich auch von einem Pferdeprofi: Wahrnehmen – verstehen – umsetzen, und zwar zum Wohl des Pferdes und so, daß Aggression weitestgehend ausgeschlossen werden kann (sowohl vom Pferd wie auch vom Trainer).

„Die Zeiten, in denen man seine Narben von Tieren zur Schau stellte, […] sollten der Vergangenheit angehören. Diese Vorfälle sollten nicht als Zeichen des Mutes betrachtet werden, sondern als Beweis für Fehler, aus denen gelernt und die vermieden werden müssen. Professionalität ist eine Frage der Einstellung, und Sicherheit sollte an erster Stelle stehen. Sicherheit ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Vorbereitung und bewusster Anstrengung.

Gut, bei den modernen Pferdeprofis sind es häufiger die Tiere, die die Narben zurückbehalten, am Körper und in der Seele. Und immer wieder auch Pferdebesitzer. Das ist viel schlimmer als Narben am Profi.

So, jetzt gehe ich weiterlesen. Ist besser für meine Nerven.

PS seid ihr der Meinung, dass man Pferdetrainern gegenüber Toleranz zeigen soll, die Pferde sehr viel schlechter behandeln und trainieren als Zootiertrainer Wildtiere im Zoo?

 PPS auch Pferde lassen sich mit positiver Verstärkung trainieren.